Hinter manchen Gins stecken ganz tolle Geschichten wie im Falle des Concrete Dry Gin. Er kommt aus dem Schwarzwald, genauer: Baiersbronn und Genie´ßer verbinden damit sofort Deutschlands Gourmettempel Traube Tonbach. Hier hat sich die staatlich geprüfte Brennerin Katrin Schray niedergelassen und 2020 ihre "Schray's Distillery" gegründet und das aus einem eher unerfreulichen Grund. Denn die gebürtige Schwarzwälderin gründete 2014 in Ruandas Hauptstadt Kigali die erste Destillerie Ostafrikas, die Obstedelbrände, Liköre und Spirituosen produzierte. Schnell machte sie sich einen Namen und war in Botschaften und besten Hotels vertreten - bis Corona kam und sie das Land verlassen musste. Ein Glück für die Region, denn sie nahm ihre Einstellung, mit regionalen Produkten zu arbeiten, ebenso mit wie die ein oder andere exotische Zugabe als Botanical. Im Concrete Dry Gin arbeitet sie allerdings mit heimischen Botanicals wie Wacholder (klar), Kardamom und Tannenspitzen, denen sie noch Zitronengras und Orangenschalen zufügt. Ein Detail muss noch erzählt werden: Jede Flasche ist hauchdünn mit Beton überzogen, was den Namen erklärt und zugleich das Destillat vor Sonneneinstrahlung schützt. Beton hat Familientradition: Der Großvater ist Erfinder der Betonfüße für Banken.
Nach dem Öffnen steht man mitten in einem klassischen Gin: Wacholder umspielt die Nase, mit leichtem Alkohol und einem Hauch Zitrone und Kräuter. Der erste pure Schluck liefert Wacholder, Kardamom kommt hinterher und schließlich Zitrus- und Orangennoten - und trotz 47 Prozent sehr mild. Die Tannennadeln schicken nur einen kurzen Gruß, dezent, angenehm und befreit mich von der Angst, Badewasser zu verkosten. Sie sind tatsächlich eine sanfte Abrundung. Ein Tonic nimmt die Wucht des Wacholders zugunsten von mehr Frische und Zitruselementen, aber auch den Tannennadeln. Auf der Zunge lässt sich auch im Nachgang der Orange und dem Zitronengras nachspüren, die ganz sanft von Tannennadeln unterfüttert werden. Ein wunderbarer, klassischer Gin, der vor allem durch die Flasche was hermacht und absolut keinen Vergleich mit den Großen seiner Gilde scheuen muss!
Alkoholgehalt: 47 %
Farbe: klar
Botanicals: Kardamom, Orangenschalen, Tannenspitzen, Zitronengras (u.a.)
Flasche: 0,5 l, Preis 39,99 Euro
Website: Concrete Dry Gin
Meine Wertung: 5/5